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Ich hätte nie gedacht, dass man 40 Jahre später immer noch nicht weiß, wann man nun endlich mit dem Bau beginnen kann.

Aktualisiert: 22. Sept.


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Riesenwerk über die Autobahn in Baden-Württemberg abgeschlossen


Das rund 13.000 km lange deutsche Autobahnnetz birgt einige der landschaftlich beeindruckendsten und technisch anspruchsvollsten Streckenabschnitte in Baden-Württemberg. Mit einem umfassenden Einblick in die eleganten Großbrücken, zahlreichen Tunnel und detaillierten Planungen bietet das Buch von Konradin Heyd eine vollständige Dokumentation der Autobahnentwicklung in dieser Region. Seit der Wiedervereinigung sind rund 10 Mrd. Euro in die Verbesserung der Infrastruktur geflossen, welche detailliert in Heyds Werk beschrieben werden. Die Dokumentation zeigt auf, dass Autobahnen echte Lebensadern der Mobilität für uns sind.


Herr Heyd, was hat Sie dazu inspiriert, dieses umfangreiche Werk über die Autobahnen in Baden-Württemberg zu verfassen? was war Ihre Hauptmotivation während der langjährigen Arbeit an diesem Projekt?

Mein ganzes Berufsleben lang habe ich das hochinteressante Geschehen an den Autobahnen aus unterschiedlichen Positionen heraus verfolgt, begleitet und auch mitgestaltet. Wichtiger Begleiter dabei war für mich immer die Dokumentation „50 Jahre Autobahnen Baden-Württemberg“ von Klaus Schefold, in der die Geschichte der Autobahnen von ihren Anfängen bis in die 1980er-Jahre beschrieben ist. Es war mir ein persönliches Anliegen, für die Zeit danach eine entsprechende Dokumentation zusammenzustellen, in der sowohl die einzelnen Strecken mit ihren Projekten als auch die Gesamtzusammenhänge beleuchtet werden.


Gab es besondere Schwierigkeiten, Informationen über die älteren Bauprojekte zu sammeln?

Für alle Regionen und alle Zeitabschnitte standen mir die zuständigen Stellen und die dortigen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite. Aber auch zahlreiche frühere, jetzt pensionierte Kollegen haben unterstützten mich sehr. Die Helfer und ihre Quellen sind im Buch selbstverständlich erwähnt. Besondere Probleme bereitete die Corona-Pandemie. In dieser Zeit war es beispielsweise nicht möglich, die örtlichen Registraturen aufzusuchen. Dies hat natürlich zu Verzögerungen geführt.


Sie haben an vielen Projekten maßgeblich mitgewirkt. Gibt es einen bestimmten Autobahnabschnitt oder ein Bauwerk, das Ihnen besonders am Herzen liegt oder das für Sie herausragend war?

An erster Stelle steht für mich der neue Albaufstieg der A 8. Als ich die Idee einer direkten Linienführung mit zwei Tunneln Ende der 1980er-Jahre ins Spiel brachte, hat es mich gefreut, dass Bund und Land dieses Konzept für den neuen Aufstieg übernahmen. Aber ich hätte nie gedacht, dass man 40 Jahre später immer noch nicht weiß, wann man nun endlich mit dem Bau beginnen kann. Wesentlich schneller war man beim Neckartalübergang der A 6. Der Querverschub einer über 1,3 km langen Brücke: das war ein neuer Weltrekord. Aber auch die Kochertalbrücke der A 6 ist für mich besonders wichtig. Sie ist nach der grundlegenden Sanierung und Verstärkung 2015 für den künftigen Ausbau – leider im Gegensatz zu einigen anderen Großbrücken – gut gerüstet. Man hat beim seinerzeitigen Neubau sehr vorausschauend agiert. Wir sind deshalb bei diesem Bauwerk von den republikweiten Brückenproblemen verschont. Den Ausbau des B27-Anschlusses an die A 8 (Echterdinger Ei) möchte ich auch noch nennen. Sowohl beim Ausbau unter laufendem Verkehr gab es dank ständig wechselnder Verkehrsführungen kaum Stauprobleme, natürlich nach dem erfolgreichen Ausbau erst recht. Erfolgreicher kann die Beseitigung eines solchen Nadelöhrs gar nicht sein.


Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Autobahn für die Region?

Beim Wirtschafts- und Güterverkehr trägt das Autobahnnetz die Hauptlast. Dies lässt sich durch eine noch so wünschenswerte Verlagerung auf die Schiene nicht grundsätzlich ändern. Damit bleibt die Autobahn eine der tragenden Säulen unserer Wirtschaft. Hinzu kommen noch zwei weitere Aspekte: Wir brauchen die Autobahnen für die Erschließung unserer – übrigens ebenfalls wirtschaftsstarken – ländlichen Räume. In den Ballungsgebieten dienen die Autobahnachsen der Bündelung des Verkehrs. Sie entlasten die Städte und Gemeinden vom Durchgangsverkehr.


Können Sie uns sagen, wo wir technische Innovationen und neue ästhetische Überlegungen auf den Strecken, gewissermaßen im Vorbeifahren beobachten können?

Viele technische Innovationen sind vielleicht nicht sichtbar, aber dennoch spürbar: Die Fortschritte bei der Verkehrssteuerung und den Verkehrsinformationsdienstleistungen erreichen uns alle. Das Zusammenwachsen der privaten (z. B. Navigationssysteme) und öffentlichen Dienste (z. B. Verkehrssteuerungsanlagen) wird in Zukunft weitere Fortschritte erbringen. Ein weiteres Thema ist das „Building Information Modeling (BIM)“. Mit diesem technischen Hilfsmittel werden die Arbeitsprozesse z. B. bei Autobahnreparaturen schneller, besser und auch umweltschonender ablaufen können. Beispiele für technisch neuartige Konstruktionen und exzellente Gestaltungen hat es in letzter Zeit und bei den derzeit im Ausbau befindlichen Streckenabschnitten einige gegeben. Ein Blick im Vorbeifahren auf die Brücken, Tunnel und Lärmschutzwände lohnt sich an der A 98 bei Rheinfelden, an der A 8 in den Bereichen Pfinztal, dem Enztalübergang (noch im Bau), bei Leonberg und bei Gruibingen.


Wie stellen Sie sich die Zukunft der Autobahnen in Baden-Württemberg vor? Was wird in den nächsten Jahren besonders wichtig werden?

Das Netz der Autobahnen ist nahezu fertiggestellt, auch beim Ausbau der überlasteten Strecken haben wir das Allermeiste, was möglich ist, getan. In Zukunft geht es vor allem um die Erhaltung und Instandsetzung der Infrastruktur. Parallel dazu müssen wir beim intelligenten Verkehrsmanagement noch einiges dazulernen. Nur so können wir Staus vermeiden oder notfalls umgehen. Alles in Allem: Die viel besprochene Verkehrswende ist derzeit nicht in Sicht. Die Umstellung der Fahrzeugflotte auf klimafreundliche Antriebsarten muss aber konsequent umgesetzt werden. Hier muss auch an den Autobahnen die entsprechende Infrastruktur bereitgestellt werden.



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