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Das Fleischermuseum und die Welt der Bücher

Aktualisiert: 22. Sept.


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Von Hansjörg Jung, 7. Januar 2023, Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung


BÖBLINGEN. „Wo ist Band 1?“, fragte sich der Mitarbeiter, als er den Katalog von Judith Samens Ausstellung „Vom Rohen kosten“ archivieren wollte. „Edition Deutsches Fleischermuseum, Vol. 2“, steht im Klappentext. Doch ein „Vol. 1“ hatte er noch nicht auf der Inventarliste. „Das Wörterbuch vom Ende der Nahrungskette war noch nicht ganz fertig“, sagt Dr. Matthias Slunitschek, Geschäftsführer des Sindelfinger Molino-Verlags.

Dort war Dr. Christian Baudisch, Leiter des Deutschen Fleischermuseums in Böblingen, auf der Suche nach einem Publikationspartner fündig geworden. „Ich fand die Idee der Edition Deutsches Fleischermuseum sehr charmant. Ein Museum, das keinem System folgt, aber immer wieder wahnsinnig spannende Leute einlädt“, sagt der Verleger. Ein Programm, das oft genug auch literarisch hochinteressanten Stoff liefern könne. Matthias Slunitschek: „Ich bin mir sicher, dass die Bücher ihre Leserschaft finden.“


Die Gefahr des Absaufens

So hat sich’s Christian Baudisch vorgestellt. „Bei Eigenproduktion besteht immer die immense Gefahr des Absaufens. Einfach dahinter zu schreiben, das gibt’s nur an der Museumskasse, ist nicht gut für die Sichtbarkeit.“ Und darum geht es am Ende: den Ruf des Museums hinaustragen und zu mehren. Und Christian Baudisch weiß: „Wenn man Museen, die erfolgreich sind, anschaut, dann verfügen sie über ein breites Angebot von Publikationen für ein breites Publikum. Es geht ums Bekanntwerden.“ Dafür sei eine Kooperation mit einem kleinen Buchverlag, der obendrein direkt vor der Haustür liegt, durchaus förderlich. Denn das Museum erscheint in Katalogen oder auch auf Messen und das Risiko bleibt überschaubar. Zumal der Museumsleiter offen eingesteht: „Das Buchhändlerische kann ich nicht.“


Scharf wie Chorizo

Wobei es durchaus Publikationen gibt, die auch an der Museumskasse laufen. Der Moga-Mobo-Comic „Das ewige Fleisch“ geht heute noch wie Schnitzel und auf Matthias Bumillers „Darfs vom Guten etwas mehr sein?“ im schweinchenrosa Plüscheinband ist die bibliophile Gemeinde offenbar so scharf wie Chorizo. Nun solls mit dem Molino-Ver-lag so weitergehen. Auch und gerade mit dem „Wörterbuch vom Ende der Nahrungskette“. Christian Baudisch hatte den Stuttgarter Romancier Fabian Neidhardt –ein Vegetarier auch noch – dazu ermuntert, Stilblüten und Stellen aus der Bestandsbibliothek des Museums zusammenzutragen. Die Funde verwurstete Neidhardt 2018 in einer Lesung, deren Manuskript wiederum Grundlage für den im November erschienenen Band 1 der Edition Fleischermuseum ist.


Die „blutige Gudrun“

Darüber hinaus haben Museum und Verlag weitere Projekte, wenn nicht am Haken, so aber doch in der Beschau. Zum einen ein kulinarisches Werk über das Lamm, möglicherweise einen Krimi mit Bezug zum Fleischerhandwerk, und Christian Baudisch kratzt gerade das Geld zusammen, endlich auch ein Buch über die „blutige Gudrun“ zu machen. Unter diesem Titel lief 1967 ein Abendschaubeitrag über die Aidlingerin Gudrun Walker, die erste Metzgergesellin im Landkreis Böblingen. Der Filmbeitrag bei der Sonderausstellung im Fleischermuseum vor zwei Jahren hatte unter den Museumsbesuchern geradezu den Ruf eines Straßenfegers.


„Hallöchen, hallo“

Neben Publikationen sollen auch gemeinsame Veranstaltungen Wurst aufs Brot der Kooperation bringen. Die erste steht am Freitag, 17. Februar,19 Uhr, auf dem Programm: eine Krimi-Lesung mit dem Autoren und ehemaligen Journalisten und Porsche-Pressesprecher Anton Hunger. Bei „Mord à la Mode“ geht’s nicht um Tötung nach Art des Hauses, sondern um Geldwäsche und andere mafiöse Schweinereien in der Modebranche. Hunger im Fleischermuseum! Dieser Widerspruch wird durch Burkhard Schork, ehemaliger Starkoch in Bietigheim, der mit Anton Hunger schon ein wunderschönes Kochbuch gemacht hat, aufgelöst. Will sagen: Es gibt auch was zu essen. Dazu schwelgen Autor und Koch über gemeinsame Projekte, Kulinarik, Küche und das Essen. Der Eintritt ist frei.

Ein Fan des Krimis hat sich schon geoutet: Udo Lindenberg. „Hallöchen, hallo, wow! Mord à la Mode ist ein starkes Gangsterstück. Anton „Toni“ Hunger, ein Rocker ohne Lederjacke, hat das glitschig-kriminelle Finanzarsenal der Mafia seziert. Wer lesen kann, muss es lesen!“


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